Interview mit Dominik Hanisch
Im Interview erklärt Dominik Hanisch, Innovationsmanager bei ewb, warum es sich für ein Unternehmen auszahlt, eine Innovationskultur zu leben, wie man ein neues Produkt erfindet und was ein «Hackathon» ist.
Das ist schwierig zu beantworten, da wir zuerst die Messgrösse definieren müssten, welche wir betrachten wollen. Oft wird Innovation am Umsatz eines Produktes oder Geschäftes gemessen und mit dem Gesamtumsatz der Unternehmung verglichen. Dies bildet dann den Innovationsgrad einer Unternehmung und könnte auch mit anderen Unternehmen verglichen werden. Leider ist dies aber nur eine sehr eingeschränkte Betrachtung und entspricht nicht der ganzen Wahrheit. Denn neben Produktinnovationen gibt es auch Prozess,- Geschäftsmodell-, und organisatorische Innovationen. Die Herausforderung der Messung von Innovation liegt also in der unterschiedlichen Vielfalt von Innovation und deren Auswirkungen auf das Unternehmen. Einige sind messbar, andere nicht oder nur schwer.
Also sind wir innovativ? Ich glaube schon. Denn wir haben die Kultur die Innovation ermöglicht, stützen und fördern sie – und das ist in vielen anderen Unternehmen leider nicht der Fall.
Die Welt ist in einem steten Wandel und was gestern für richtig galt, kann morgen bereits anders sein. Die heutige Zeit verlangt nach neuen Geschäftsmodellen, neuen Kollaborationsformen und nach Innovation, um mit den Kundenbedürfnissen der Zukunft, dem Wettbewerb und der Technologie Schritt zu halten. Henry Chesbrough hat diese Dringlichkeit und Wichtigkeit passend formuliert: «Companies that don’t innovate die» (Chesbrough, 2006). Strom,- und Gasmarktliberalisierung, dezentrale Energielösungen, Digitalisierung oder Tesla als Energieversorger sind nur einige Beispiele, warum wir uns für die Zukunft wappnen müssen.
Eine Produktinnovation kann man nicht einfach so erfinden – es ist ein langer und intensiver Prozess mit vielen Rückschlägen und Fehlversuchen. Und das ist gut so! Denn genau aus diesen Fehlern kann man lernen und die Erfahrungen in die Entwicklung einfliessen lassen.
Bei ewb starten wir immer beim Kunden und seinem Problem. Erst wenn wir das Problem und die Kunden wirklich verstanden haben, können wir versuchen, das Problem zu lösen. Danach beginnt die eigentliche Ideengenerierung, welche potenzielle Lösungen für die bestehende Herausforderung darstellen. Diese Ideen werden dann mittels Kundenbefragungen und umfangreichen Tests verfeinert, verändert oder aber verworfen. Erst, wenn die Idee tatsächlich ein Problem des Kunden löst, hat das Produkt eine Chance auf dem Markt.
Primär sind Disziplin, Ausdauer und Durchhaltewillen gefragt. Man sagt, es braucht ca. 4'000 Ideen für eine erfolgreiche Produktinnovation.
Einfachheit ist genau gesehen eine ziemlich komplizierte Sache. Wenn es um Einfachheit geht, gibt es kein absolutes Richtig oder Falsch. Es geht immer um persönliche Einschätzungen – um eine Realität, die auf einer eigenen Meinung basiert. Was dem einen als einfach erscheint, ist für den anderen noch viel zu kompliziert. Es gilt also auch hier den Kunden zu fragen um Lösungen zu finden, die aus Nutzersicht überzeugend sind.
Was ein Innovationsmanager macht, kann am besten vom Begriff «Innovation» abgeleitet werden. Innovation bedeutet «eine Erfindung implementiert und auf den Markt gebracht zu haben». Dabei ist die Erfindung (Invention) eine Vorstufe der Innovation und beinhaltet den Prozess der Ideengenerierung, der Validierung und der Verbesserung einer Idee. Eine Innovation wird eine Erfindung erst, wenn sie auf den Markt gebracht und wirtschaftlich umgesetzt wird. Ein Innovationsmanager achtet also auf die systematische Planung, Steuerung und Kontrolle der Idee und sorgt für deren Umsetzung in ein erfolgreiches Produkt.
Innovationen entstehen nicht einfach so. Es braucht die richtigen Methoden und Werkzeuge, geeignete Ressourcen, Wissen, Inspirationen und Anreize. Und vor allem eine passende Unternehmenskultur, in welcher Menschen gefördert, unterstützt und ermutigt werden. Dies alles fördern und beeinflussen wir mit unserem Tun, um ewb langfristig Innovationsfähig zu machen.
«Ideationjourney» ist eine «Ideenreise», an welcher unterschiedliche Personen und Firmen gemeinsam an einer Problemstellung arbeiten, um neue Lösungen für den Kunden zu finden. Dabei wird in wenigen Tagen intensiv am Problem geforscht, es werden Kunden interviewt und Ideen generiert, Prototypen gebaut und diese wiederum mit den Kunden validiert. Durch die heterogene Zusammenstellung der Teams wird die Kreativität gefördert, die Effizienz gesteigert und ausserhalb der bekannten Grenzen innoviert.
Ein «Hackathon» ist ähnlich zur Ideenreise, doch sehr auf die Entwicklung eines digitalen Prototyps fokussiert. Meist programmieren Softwareentwickler und Tech-affine Personen innerhalb 24 Stunden eine Lösung für eine definierte Problemstellung. Diese Lösungen sind erste Ideen und noch nicht mit dem Kunden validiert.